UND DOCH SPANNST DU DEINE FLÜGEL ALS FLÖGEST DU ÜBER STILLE LANDE (2022, AKADEMIE GALERIE NÜRNBERG)
JOANNIE BAUMGÄRTNER, KAMILLA BISCHOF, MITCHEL CUMMING, TIFFANY DOMKE, MANOEL DREXLER, OLGA HOHMANN, MERZBAU, MINA REISCHER, TOMASZ SKIBICKI UND PAUL GRASSLER
Das Zentrale Symbol der Ausstellung stellt die schützende Abdeckung bzw. die Angst vor Offenbarung dar. In der langen Planungsphase die schon im Februar 2021 begann, wurden diese Kernelemente oder Interessen von der Thematik der Lagerung aus gedacht und so entwickelte sich die Zentrale Rolle des Schrankes. Die Texte in der Publikation befinden sich ebenso in diesem Spannungsfeld: ist ein Objekt tatsächlich geschützt oder archiviert in einem geschlossenen Schrank - oder werden diese entwertet, da sie ja versteckt zu sein scheinen? Erinnerungen werden also einerseits bewahrt und unangetastet versteckt, gleichzeitig aber auch nach und nach vergessen. Diese beiden Zeitzonen, die innerhalb des Schrankes und die ausserhalb, verschränken sich so im Moment der (gewaltvollen) Öffnung.
All diese Gedanken zerreißen und vereinen dieses Projekt, der Kampf zwischen theoretischen Überlegungen, Poesie und einer physischen Ausstellung wird nicht versucht zu ignorieren, oder zu vergessen - ebenso wie die Frage nach Autorschaft. Eine Publikation als gemeinschaftliche Arbeit von 11 Personen versus eine Ausstellung von einer dieser Personen. Diese Konflikte und Spannungsfelder finden Form und Ausdruck in der Poesie der Publikation: „Poetry isn’t revolutionary practice; poetry provides a way to inhabit revolutionary practice, to ground ourselves in our relations to ourselves and each other, to think about an unevenly miserable world and to spit in its face. We believe that poetry can do things that theory can’t, that poetry leaps into what theory tends towards.“ (WE WANT IT ALL, edited by Andrea Abi- Karam & Kay Gabriel, Nightboat Books 2020)